Yuki hat sich in Tokio längst daran gewöhnt, unsichtbar durch den Alltag zu laufen. Zwischen überfüllten Bahnen, regennassen Straßen und Stimmen, die immer zu wissen scheinen, wohin sie wollen, fühlt sie sich wie jemand, der durchs Bild tritt, während die eigentliche Szene woanders spielt. Bis ein einziger, unscheinbarer Blick alles verändert – ein Mädchen am Rand ihres Sichtfelds, kaum beachtet, und doch so vertraut, dass es sich anfühlt, als hätte die Welt kurz die Luft angehalten.

Als Yuki wenige Wochen später neu in Rei's Klasse kommt, erkennt sie dieses Gefühl wieder. Rei ist laut, rebellisch, ungebunden – der totale Gegensatz zu Yukis stiller Zurückhaltung. Und trotzdem entsteht zwischen ihnen etwas, das weder von ihnen geplant war: Momente, die zu lang wirken, Worte, die zu viel bedeuten, und ein Band, das zuerst zart und unscharf bleibt.

Beide werden für ein Austauschjahr nach Düsseldorf ausgewählt – und plötzlich sitzen sie nebeneinander im Flugzeug, in einer neuen Sprache, einer fremden Stadt, einer WG, die chaotischer ist als erwartet. Hier, weit weg von Zuhause, beginnen ihre Welten sich wirklich zu berühren. Aus vorsichtigem Beobachten wird Nähe. Aus Nähe wird etwas Warmes. Und aus diesem Warmen wird ein stilles, queeres Longing, das sich nicht mehr wegschieben lässt.

"KIZUNA 1: Mehr als nur ein Blick" ist ein atmosphärischer WLW-Coming-of-Age-Roman über Identität, erste Liebe und die Frage, wie viel Mut es braucht, um gesehen zu werden – und jemanden zurückzusehen.